Vorwort: Im Rahmen des diesjährigen EuroScience Open Forum in Leiden (13. – 15. Juli 2022) haben wir von scientifyRESEARCH, ein Poster präsentiert, das sich mit der Nutzung von Fördermitteln als Strategie zur Förderung der Vielfalt in der Forschungsbelegschaft beschäftigt. Als offene Datenbank für Forschungsfinanzierung sind wir gut aufgestellt, um Finanzierungsmöglichkeiten für Vielfalt zu fördern und dadurch eine vielfältigere Forschungsbelegschaft zu ermöglichen.
Einleitung: Was tun die Geldgeber, um die Vielfalt in der Wissenschaft zu fördern?
Die meisten von uns würden zustimmen, dass ein vielfältiges Team besser geeignet ist, komplexe Herausforderungen zu lösen. Das gilt auch für die Forschung. Zugleich ist die akademische Welt alles andere als vielfältig. Weniger als 30 % der unabhängigen Gruppenleiter sind Frauen [1]. Die Erfolgsquote schwarzer Wissenschaftler in den USA bei der Vergabe von Stipendien ist etwa halb so hoch wie die ihrer weißen Kollegen mit ähnlichen akademischen Leistungen [2]. Auf afrikanische Wissenschaftler entfällt weniger als 1 % der weltweiten Forschungsleistung [3].
Eine der Möglichkeiten, die Vielfalt in der Forschung zu verbessern, sind Initiativen auf der Ebene der Geldgeber. Schließlich entscheiden die Geldgeber zu einem großen Teil über den Erfolg der Karriere eines Forschers. Ohne Forschungsfinanzierung werden die meisten Forscher langfristig nicht im akademischen Bereich bleiben. Geldgeber auf der ganzen Welt haben verschiedene Strategien zur Förderung der Vielfalt unter ihren Zuschussempfängern entwickelt, darunter [4]:
- Bekenntnisse zu Diversität und Inklusion
- Direkte Ansprache von Bewerbern, die einer Minderheit angehören, über verschiedene Kanäle, einschließlich Listservs, Gesellschaften und soziale Medien
- Optionale Erklärungen, die es den Bewerbern ermöglichen, ihre Leistungen in den Kontext ihrer Lebenssituation zu stellen
- Vielfältige Peer-Review-Gremien und/oder Verringerung der Voreingenommenheit durch ” blinded ” Peer-Review
- Spezielle Förderprogramme für unterrepräsentierte Gruppen
Die Förderer weisen auch darauf hin, dass es wichtig ist, den Erfolg dieser Initiativen mit Hilfe von demografischen Daten als Leistungsindikatoren zu messen.
Als Datenbank für Forschungsförderung können wir bei scientifyRESEARCH, weitere Einblicke in spezielle Förderprogramme für unterrepräsentierte Gruppen auf der Makroebene bieten. Wir haben daher versucht, die Frage “Wie inklusiv ist die Forschungsförderung?” zu beantworten, indem wir uns die Förderer auf der ganzen Welt angeschaut und uns gefragt haben, ob sie spezielle Förderprogramme für Minderheiten und unterrepräsentierte Gruppen in der Forschung anbieten.
Methode: eine Zufallsstichprobe von Förderern aus der scientifyRESEARCH-Datenbank
Wir haben nach dem Zufallsprinzip 400 Förderer aus unserer Datenbank für Forschungsförderung ausgewählt. Wobei wir Geldgeber als alle Organisationen, die Leistungen für Forscher anbieten, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Zuschüsse, Stipendien, Auszeichnungen und Preise definiert haben. “Diversitätsfinanzierung” wurde als jede Art von Finanzierung oder Unterstützung, die ausschließlich für unterrepräsentierte Gruppen oder weibliche Forscher bestimmt ist definiert. Um festzustellen, welche Förderer über Mittel für die Förderung der Vielfalt verfügen, haben wir die Titel ihrer Fördermöglichkeiten, einschließlich Zuschüsse, Stipendien und andere Arten von Leistungen durchsucht, und dabei besonders auf die Schlüsselwörter “Minderheit”, “Vielfalt”, “Frau” und “Frauen” geachtet. Wenn der Titel eines Angebots den Anschein erweckt hat, dass es sich um ein Programm zur Förderung der Vielfalt handeln könnte, sind wir der Sache weiter nachgegangen, indem wir die Einzelheiten der Ausschreibung gelesen haben. Ebenfalls haben wir Informationen über den Hauptsitz des Geldgebers gesammelt.
Ergebnisse: Ein Viertel der Geldgeber in unserer Stichprobe finanziert Vielfalt
Von den 400 Forschungsförderern, die wir in die Stichprobe aufgenommen haben, waren 239 in den USA, 63 im Vereinigten Königreich, 78 in Europa und 20 in anderen Ländern ansässig (Abbildung 1).

Von diesen 400 Geldgebern verfügten 79 (20%) über spezielle Förderprogramme für unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen und 51 (13%) über spezielle Fördermittel für Forscherinnen (Abbildung 2a). Im Gegensatz dazu nutzen 75 % der Förderer keine Förderprogramme zur Förderung der Vielfalt. Bei einer genaueren Betrachtung der Daten nach dem geografischen Standort des Geldgebers zeigen sich zwei interessante Trends (Abbildung 2b):
1. Im Vereinigten Königreich nutzen weniger Geldgeber spezielle Finanzierungsprogramme zur Förderung der Vielfalt (16 % gegenüber dem weltweiten Durchschnitt von 25 %)
2. Die Initiativen europäischer Geldgeber zur Förderung der Vielfalt konzentrieren sich hauptsächlich auf Forscherinnen (19% der Geldgeber bieten spezielle Förderprogramme für Frauen an, im Vergleich zu etwa 10 % im Vereinigten Königreich und in den USA).
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Fazit, Vorbehalte und künftige Ausrichtung: Wir werden der Förderung der Diversitätsforschung Priorität einräumen
Die Daten, die wir hier präsentieren, umfassen eine Teilmenge der Geldgeber, die wir in unserer Datenbank zur Forschungsfinanzierung haben. Wir stellen zwar zwei interessante Trends in den Daten fest, nämlich dass ein geringerer Anteil der britischen Geldgeber spezifische Mittel zur Förderung der Vielfalt einsetzt und dass die europäischen Initiativen besonders auf Forscherinnen ausgerichtet sind, doch müssten wir diese ersten Beobachtungen mit umfassenderen Daten bestätigen. Von Interesse ist auch die Klassifizierung der Geldgeber nach Art des Geldgebers (z. B. staatliche Geldgeber gegenüber privaten Stiftungen) und nach dem thematischen Schwerpunkt des Geldgebers. Noch wichtiger wäre es, den Finanzierungserfolg von Empfängern von Diversity-Fördermitteln in nachfolgenden wettbewerbsorientierten Förderprogrammen mit anderen Ergebnissen wie Veröffentlichungen und Patenten, die zu realen Lösungen führen, in Beziehung zu setzen.
Als Datenbank für Forschungsfinanzierung, die Forschern hilft, schneller Finanzmittel zu finden, werden wir bei der Veröffentlichung von Finanzierungsmöglichkeiten für Forschung auf unserer Website Finanzierungsmöglichkeiten für Vielfalt priorisieren. Ebenfalls werden wir diese Möglichkeiten in unserer Liste für Forschungsfinanzierung für Vielfalt vorstellen. Warum teilst Du unsere Liste für vielfältige Förderungsmöglichkeiten nicht noch heute mit Deinen Freunden und Kollegen, um bessere Forschung durch eine vielfältigere Forschungsbelegschaft zu fördern?
Anmerkung
Ich möchte Susan Debad und Saheli Saha danken, die mir bei der Datenerhebung geholfen haben, sowie Valeria Messina, Lisa Stienen und Kate Gardner für ihren kritischen Beitrag zum Verfassen dieses Artikels.
Quellen
[1] Women in higher education: has the female advantage put an end to gender inequalities? UNESCO Report 2021.
[2] Fund Black scientists. Cell, 2021. Vol 184 (3): 561.
[3] Africa generates less than 1% of the world’s research; data analytics can change that. Elsevier Connect. 2018.
[4] Strategies for inclusive grantmaking. Nature Medicine, 2022. Vol 28, 614.